Warum ich?
Diese Frage drängt sich auf, wenn die Diagnose Brustkrebs Leib und Leben bedroht. Eine Frage, die mich seit den Worten „Es ist tatsächlich Brustkrebs“ begleitet hat und seitens der Medizin nie wirklich beantwortet wurde.
Warum?
Das ist wohl die sinnloseste Frage im Universum. Doch sie geht mir in diesen Tagen nicht aus dem Kopf! Denn schon wieder haben sich zwei junge Frauen, die ich kannte, nach einer Brustkrebserkrankung von dieser Welt verabschiedet und das macht mir das Herz schwer. Zwei Frauen, die ich über die sozialen Medien kennengelernt habe, und auch wenn wir nie die Möglichkeit hatten, uns in den letzten Jahren persönlich zu begegnen, macht es mich traurig. Denn es sind zwei Frauen in meinem Alter. Mit Familien, Freunden, Kindern, Lebensträumen, Geschichten und Hoffnung. Hoffnung, dass sie dem Krebs mit Lebenswillen und Mut den Gar ausmachen können. Hoffnung auf Heilung! Hoffnung auf das Wunder ihrer Gesundheit!
Nun sind es wieder zwei, die fehlen werden auf dieser Welt. Und auch dieses Mal frage ich mich: Warum?
Warum du?
Nach mittlerweile 11 Jahren krebsfreiem Leben hat sich die Frage für mich gedreht. Denn ich frage mich: warum trifft es dich und eigentlich nicht mich? Hatte ich nicht die gleiche Tumorklasse, wie die eine? War ich nicht genauso jung, wie die andere? Warum habe ich so ein Glück, verschont zu bleiben vor Rezidiven und Metastasen? Bis jetzt?! Und auf einmal kommt dieses Gefühl von Scham in mir hoch, wenn ich daran denke, dass ich mit meinem krebsfreien Leben prahlen kann. Ein schlechtes Gewissen all den jungen Frauen gegenüber, die in einem palliativen Stadium mit dieser besch…. Krankheit leben müssen.
Doch dann fällt es mir wieder ein. Wie sinnlos auch diese Frage nach dem „Warum“ ist. Denn auch sie verleitet mich, mein Leben und meine Gesundheit mit anderen Schicksalen zu vergleichen. Und das ist vollkommen sinnlos! Denn jede von uns Frauen und Männern mit und nach einer Krebserfahrung hat die eigene Geschichte im Gepäck. Und was die beiden Seelen von Frauen betrifft, die nun von uns gegangen sind, so bin ich mir sicher, dass sie ihr eigenes Schicksal immer als Aufruf für uns „Auf der Erde Gebliebene“ gesehen haben, das Leben in seiner Fülle zu leben! Also:
Lebe dein Leben!
Diese Worte schreien mit jedem Abschied in mir! Denn das ist der Sinn, den die frühe Endlichkeitserfahrung der Krebserkrankung in mir hinterlässt. Und so lasse ich an dieser Stelle bunte Luftballons gen Himmel steigen und sage „Danke und Adé“ an die, die schon vorgereist sind. Mit dem festen Vorsatz, meinem Leben hier auf diesem Planeten noch ein wenig Sinn zu verleihen.
Bis wir uns wiedersehen! Aber jetzt noch nicht!