Achtung…weiblich!

Zu Beginn dieses Beitrags muss ich wohl eine Vorwarnung an alle männlichen Leser meines Blogs aussprechen. Heute geht es um ein sehr feminines Thema: die weibliche Brust; genauer gesagt um meine Brust. Ich freue mich, wenn es euch interessiert. Falls nicht – wir sehen uns hoffentlich beim nächsten Mal wieder :-)

Ich habe mich gefragt, inwieweit ich überhaupt die Berechtigung habe, meinen Blog als „Brustkrebsblog“ zu bezeichnen, denn mit ein wenig Erschrecken habe ich festgestellt, dass ich mich eigentlich noch in keinem Beitrag wirklich dem Brustkrebs, geschweige denn meinen beiden zentralen weiblichen Geschlechtsmerkmalen gewidmet habe. Sicherlich waren sie immer mal wieder Randthema – Aufhänger für die Themen, um die sich meine Gedanken nach der Brustkrebsdiagnose gedreht haben. Da waren hauptsächlich die Themen Leben und Tod. Der Sinn des Lebens. Das Überleben. Das Leben mit der Diagnose. Die Angst. Das Wiederfinden eines neuen Lebens. Ein neuer Alltag.

Was die Krankheit mit meinen Brüsten gemacht hat – nicht nur körperlich, sondern auch emotional – habe ich bisher in diesem Blog noch nie wirklich verarbeitet. Und in gewisser Weise spiegelt das auch sehr mein tägliches Leben mit dieser Krankheit wieder.

Meine Brüste hatten die Krankheit überstanden. Recht gut sogar. Danach waren sie einfach wieder – oder sollte ich sagen „immer noch“ – in einer etwas veränderten Form da. Ich konnte mich sehr gut mit dem Ergebnis der brusterhaltenden Operation anfreunden. Der Blick in den Spiegel war für mich sowohl bekleidet, als auch „oben ohne“ kein grosser Schrecken. Ganz im Gegenteil. Die äussere Narbe ist mittlerweile verheilt, verblasst von Tag zu Tag immer mehr. Ein bisschen trage ich sie mit Stolz. Sie ist für mich ein Zeichen meiner inneren Stärke und auch gleichzeitig ein Mahnmal. Mit der Zeit wurden sie wieder selbstverständlich. Meine Brüste. Uschi und Berta, wie wir sie in Schulzeiten unter Freundinnen immer genannt hatten. Bis jetzt.

Die Schwangerschaft konfrontiert mich seit Monaten immer wieder unnachgiebig mit diesem sensiblen Teil meiner Körpermitte und führt mir vor Augen, welche Spuren der Krebs an dieser Stelle hinterlassen hat. Auf einmal werden sie gebraucht. Uschi und Berta. Sie haben eine Funktion zu erfüllen. Das Stillen. Die Ernährung eines neuen Lebens.

Ich merke, wie sich Berta für ihre natürliche Aufgabe bereitmacht. Jeden Tag ein bisschen mehr. Doch Uschi schwächelt noch ein bisschen. Ich kann es sehen und fühlen. Sie hat noch zu kämpfen mit den Folgen der Chemotherapie, Operation und Bestrahlung. Ob sie es schaffen wird, die Spuren des Krebses hinter sich zu lassen, wird sich zeigen. Wie jede andere werdende Mutter werde auch ich einfach nur abwarten müssen, ob es körperlich klappt mit dem Stillen. So leicht, so gut.

Das eigentliche Problem – man mag es erahnen – entsteht wieder einmal in mir selbst. In meinen eigenen Gedanken. In meiner angeknacksten Seele, die sich immer wieder mit den Krebserfahrungen auseinandersetzen muss. Es sind die Fragen, die mir immer wieder gestellt werden. Von Freunden oder interessierten Kollegen. Und es sind die Antworten, die ich für mich finden muss.

Darfst du eigentlich stillen?

Kannst du überhaupt stillen?

Die Antworten darauf sind noch vergleichsweise leicht. „Ja“ und ein klares „Ich weiss es nicht“. Medizinisch gibt es laut meinem Onkologen keine Einwände. Wie sehr die Milchdrüsen und –gänge unter der Therapie gelitten haben, wird sich bald herausstellen. Die eigentlich zentrale Frage hat mir allerdings noch niemand gestellt:

WILLST du überhaupt stillen?

Auch ich habe mich kaum getraut, diesen Gedanken zuzulassen, geschweige denn laut auszusprechen. Darf ich als Mutter überhaupt „nicht wollen“? Schliesslich habe ich doch schon so viele gute Gründe gehört, weshalb das Stillen heutzutage in jedem Fall zu bevorzugen ist: die quasi Gratis-Milchbar, die man praktischerweise immer mit dabei hat, und die Nähe, die man durch diesen natürlichen Akt zu seinem Kind aufbaut. Zudem wäre da natürlich noch die statistische Wahrscheinlichkeit von rund 30 Prozent, mit der Frauen das Rückfallrisiko bei Brustkrebs verringern können. Spätestens an dieser Stelle klingeln bei mir alle Glocken. Doch auch wenn ich alle diese Gründe für mich beiseiteschiebe, so steht doch am Ende stets das unumstössliche Argument: Es ist halt das Beste für das Kind.

Also habe ich mich schlau gemacht. Mich informiert. Gesucht. Nach Fachleuten mit Erfahrungswerten in diesem Bereich. Bei meiner Gynäkologin, meinem Onkologen, bei diversen Hebammen, im Internet und im Geburtsvorbereitungskurs habe ich das Thema angeschnitten. Meine Erkenntnis: Es gibt nur wenige bis keine Experten, die schon einmal eine ehemalige Brustkrebspatientin als Neu-Mama und Stillobjekt betreut haben.

Zum Glück – so schliesse ich – ist Brustkrebs in meinem Alter doch immer noch nicht die Regel. Leider – so vermute ich – befinden sich viele von den jungen Patientinnen in den 30ern nach einer Krebstherapie wohl nicht mehr in der Lebenssituation, über die Familienplanung nachzudenken. Lediglich auf einen Artikel in der Zeitschrift „Wir Eltern“ bin ich aufmerksam geworden, in der eine junge Mutter nach dem Brustkrebs noch ihr zweites ‚Kleines Wunder‘ zur Welt bringt und dieses nur mit der gesunden Brust stillt.

Zusammengefasst liegen die Optionen nun klar auf dem Tisch: erst einmal kann ich es ausprobieren, ob Uschi und Berta gleichermassen ihren Dienst tun. Gleichzeitig habe ich von vielen Hebammen und auch meiner Ärztin den Rat gekriegt, dass ich mich nicht zu lange mit Milchstau und Entzündungen in der operierten Brust herumschlagen sollte. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Falls Uschi also dumm tut, kann ich wahrscheinlich auch super mit nur einer Brust stillen. Ist doch besser, als nichts. Oder?

To be continued…

2 Gedanken zu “Achtung…weiblich!

  1. The Far Side of Pink schreibt:

    Ich wundere mich über Deine Geduld mit den immer wiederkehrenden Fragen Deiner Umwelt rund ums Stillen. Ich war irgendwann nur noch stinkesauer und pampig, wenn mich jemand darauf ansprach, ob ich denn Stillen würde/könnte/dürfte (Es wäre rein physikalisch möglich gewesen, aber medizinisch ging es nicht aufgrund meiner Chemo während und nach der Schwangerschaft). Das war mich nämlich unter den gegebenen Umständen sooo was von egal!
    Lass Dich nicht unter Druck setzen und tu das, was sich für Dich richtig anfühlt. Ohne schlechtes Gewissen. Wenn es Dir gut geht, geht es auch Deinem Kind gut. Also, ich diesem Sinne würde ich sagen: Schau weniger auf Statistiken, sondern höre auf Dein Herz:-)

    • Red & Welly schreibt:

      Es ist wohl der beste Tipp, auf das Herz zu hören in dieser Sache. Aber der Kopf ist meistens im ersten Moment schneller bei mir als Herz und Bauchgefühl ;-) Aber ich habe auch den Eindruck, dass die Gedanken mich am Ende auch immer ein Stück weiterbringen. Nicht umsonst schreibe ich diesen Blog dazu :-) Herzlichst.

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