„Wann habt ihr das erste Mal euren eigenen Tannenbaum gehabt?“, hatte mich meine Mutter gefragt, als ich heute mit meinem Sohn Kugeln und Sterne an die Nordmanntanne hängte.
„Als ich krank geworden bin“, hatte ich geantwortet.
Meine Krebsdiagnose traf mich damals im November. Die erste Chemotherapie folgte am Nikolaustag. In der Nacht von Heiligen Abend auf den erste Weihnachtstag begannen meine Haare auszufallen. Am zweiten Feiertag beschloss ich, sie abzurasieren. Manch einer mag nun denken, dass mein Krebs-Timing nicht schlimmer hätte sein können, doch es ist genau dieses Weihnachtsfest vor sieben Jahre, das ich als das friedlichste in meinem bisherigen Leben in Erinnerung habe.
Es war das erste Jahr, in dem mein Mann und ich uns entschieden, unsere Flugtickets in die Heimat zu unseren Familien einfach verfallen zu lassen. Es war das erste Weihnachten, an dem wir uns einen eigenen Baum und ganz viel Christbaumschmuck kauften. Es war das erste Weihnachten, an dem wir uns genügten. Mit gutem Essen, unserem Sofa und dem „Christmas Classics“ Radiosender. Es war das erste Weihnachtsfest überhaupt, das ich als besinnlich und friedlich empfunden habe. Stundenlang schauten wir auf unseren ersten eigenen Tannenbaum, während Bing Crosby mit „White Christmas“ im Radio lief.
Der Brustkrebs machte es mir besonders leicht, mich von jeglichem Erwartungsdruck zu lösen. Für unsere Familien war es mehr als klar, dass wir in dieser Situation nicht die Reiserei auf uns nahmen, auch wenn sie sicherlich doppelt darunter gelitten haben. Aber niemand machte uns einen Vorwurf.
Das Jahr der Brustkrebs-Diagnose war das erste Jahr unserer gemeinsamen Weihnachtstraditionen und zwischen all dem Organisieren unserer Familienbedürfnisse im Osten und Westen Deutschlands, haben wir uns doch seitdem immer unseren heiligen Abend mit einem eigenen Weihnachtsbaum und alten amerikanischen Weihnachtsliedern bewahrt. Seit einigen Jahren begleiten uns dabei leuchtende Kinderaugen, die wohl eher durch die Weihnachtsgeschenke, als durch die Lichterketten entstehen ;-) Aber auch für meinen Sohn ist es mittlerweile ein Höhepunkt, den Weihnachtsbaum mit Kugeln zu behängen und Weihnachtsschoki bis zum Umfallen zu essen.
So schön unsere Weihnachtsfeste seitdem auch sind, die Magie dieses Heiligen Abend vor sieben Jahren hat kein Weihnachtsfest danach je wieder erreicht. Aber die Erinnerung daran bringt uns immer wieder dazu, nach unserer Form der Besinnlichkeit an Weihnachten zu streben.
Möget auch ihr, meine lieben Leser, euren besonderen Weihnachtsmoment in diesem Jahr erleben und geniessen. Ich danke euch von Herzen für eurer so treues Interesse an meinem Blog und wünsche euch für 2019 nur das Beste!
Eure Roten Gummistiefel!