Leben anstatt Überleben…

…das ist mein guter Vorsatz für 2017. Eigentlich halte ich nicht viel von guten Vorsätzen zur Jahreswende, denn ich bin überzeugt davon, dass mir jeder einzelne Tag die Möglichkeit gibt, etwas zu verändern. Aber in diesem Jahr möchte ich die Chance nutzen, nicht nur hinter 2016 sondern auch hinter meine Brustkrebserfahrung einen Haken zu machen und für 2017 einen wichtigen Vorsatz zu fassen.

Zwei Wochen zuvor…

„Wenn ich mir das jetzt so anschaue, dann würde ich mit der Biopsie mal bis nach Weihnachten warten“, hatte meine Ärztin gesagt. Der Fleck auf meinem Dekolleté hatte sich seit Donnerstag so markant verkleinert, dass das Bedrohliche kaum mehr ein Gesicht hatte. Anstatt dessen ein Kontroll-Ultraschall der Brust und der Lymphknoten. Alles in Ordnung! Soweit man das beurteilen kann. Durchatmen. Erleichterung. Zumindest für einen Moment.

„Ganz hundertprozentig können wir uns natürlich nie sicher sein“, schob sie dann noch hinterher. „Wenn der Krebs noch am Entstehen ist, dann ist er vielleicht noch zu klein, um ihn mit Ultraschall oder Mammografie zu erkennen.“ War ja klar. Beim Thema Krebs gibt es halt immer ein ABER. Nie ist etwas Hundertprozentig. Nie gibt es eine vollkommene Sicherheit.

Was daraufhin folgte war ein langes Gespräch über den Sinn von Nachkontrollen bei Brustkrebs, den richtigen Zeitpunkt für eine Abklärung und das Leben mit der ständigen Angst vor einem Rückfall. Oft habe ich solche Gespräche schon geführt. Mit fünf Ärzten, die sechs Meinungen hatten. Viele gute Ratschläge konnte ich für mich umsetzen, aber trotzdem habe ich das, was ich suche auch nach so vielen Jahren der Nachkontrolle noch nicht gefunden.

Was ich nach fünf Jahren als sogenannter „Breast Cancer Survivor“ aber definitiv sagen kann ist, dass ich müde bin, mir über das Thema Gedanken zu machen. Ich bin müde über meine Angst zu schreiben, die ich nach unzähligen Therapien, Gesprächen und positiven Untersuchungen irgendwie immer noch nicht in den Griff bekommen habe. Man möge mich an dieser Stelle nicht falsch verstehen: ich bin für sehr, sehr vieles mehr als dankbar in meinem Leben und kann viele Momente mehr geniessen, als wenn ich die Krebserfahrung nicht gemacht hätte. Und auch wenn es manchmal nicht so rüber kommt: ich empfinde mein Leben überwiegend als schönes „Leben“ und nicht nur als reines „Überleben“. Aber ich bin erschöpft, wenn ich daran denke, dass dieses grosse ABER, das der Krebs in mir hinterlassen hat, für immer Bestandteil meines hoffentlich noch langen Lebens sein wird.

Wie der Begriff „Breast Cancer Survivor“ eben sagt, bin ich erst einmal nur eine Überlebende des Brustkrebses. Aus dem Überleben wieder ein lebenswertes Leben zu machen und den Krebs in Gedanken zu besiegen, liegt in meiner Hand und ist an manchen Tagen eine schwierigere Aufgabe, als ich gedacht habe.

Daher habe ich für 2017 beschlossen, meine Strategie zu ändern und den Rat meiner Ärztin zu befolgen: die Angst vor dem ABER zu akzeptieren, wenn sie wieder einmal zu Gast ist, ihr aber gleichzeitig nur ein kurzes Zeitfenster einzuräumen und ihr danach zu verbieten, mir kostbare Lebenszeit zu rauben, in der ich eben einfach mal leben kann. Ignorieren anstatt kontrollieren also und alles einfach ein bisschen lockerer nehmen, wie es mir mein Jahreshoroskop rät. Der Angst vor dem, was mir in meinem Leben passieren kann, nicht mehr zuviel Raum geben. Denn Angst ist grundsätzlich ein schlechter Berater und macht uns nur zu Überlebenden. Das ist mein guter Vorsatz für das neue Jahr.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein gesundes und entspanntes neues Jahr 2017. Mögen sich all eure Wünsche erfüllen. Einen ganz herzlichen Dank für euer Interesse an meinen Gedanken und vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare. Lasst es euch gut gehen und lasst uns leben!

Herzlichst, Red & Wellie

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